Föhr - Karibik in Nordfriesland
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Inselgeschichte(n)
„Ho, ho, Kapitän: Ein zweiter Leuchtturm in Sicht!“, schreit es vom Krähennest. Der Ruf verursacht hektisches Getrampel auf den hölzernen Planken.
Bevor der Kapitän seine Befehle bellen konnte war es schon zu spät – das Schiff lief auf. Lief auf auf eine Sandbank im tückischen Wattenmeer der Nordsee.
Zwei dutzend Schatten kletterten behände über die Reling. Mit ihren langen Fischmessern bedrohten sie die Mannschaft. Eine Stunde später war die Ladung „gelöscht“, nämlich umgeladen in drei Ruderboote und die „Piraten“ ruderten mit smähenden und höhnischen Rufen davon … nach Föhr.
So oder so ähnlich machten sich die Einheimischen die Untiefen und Sandbänke des Wattenmeers zunutze. Zumindest wenn wir den alten Geschichten Föhrs glauben schenken – jeder muss ja schließlich schauen wo er bleibt.
War die Insel Föhr also ein Piratennest?
Gehen wir zuerst ein paar hundert Jahre zurück in der Geschichte. Wie die gesamte Küste der Nordsee war auch die Insel Föhr von der „Groten Mandränke“ (großes Ertrinken) betroffen. Besser gesagt, da war noch keine Insel. Vorher gehörte das Gebiet zum Festland und wurde ab etwa dem 7. Jahrhundert von den Friesen bevölkert. Nach der Zweiten Marcellusflut im Jahre 1362 blieben nur die etwas höheren Hügel übrig, alles andere wurde vom Festland abgeschnitten. So entstand die Insel Föhr und übrigens auch die anderen vier Inseln Nordfrieslands: Sylt, Amrum, Pellworm und Nordstrand sowie die zehn Halligen.
300 Jahre später im Jahre 1634 wütete die Burchadiflut, die als letzte große Sturmflut in die Geschichtsbücher einging. Diese beiden verheerenden Sturmfluten formten den Küstenverlauf neu und letztendlich so, wie wir ihn heute kennen. Der florierende Walfang der Föhrer Seefahrer brachte der Insel einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung im 17. und 18. Jahrhundert.
Durch ihre heutige Lage ist Föhr nun durch die umliegenden Inseln und Halligen weitgehend vor schweren Flutschäden geschützt. Somit hat die Insel ihr eigenes „sanftes Klima“, was ihr den touristischen Slogan „Friesische Karibik“ einbrachte.
Wyk auf Föhr - die Hauptstadt
Nach der bereits erwähnten Burchadiflut bekamen die Bewohner der umliegenden verlorengegangenen Gebiete auf der neu entstandenen Insel Föhr eine neue Heimat zugewiesen. Und zwar sollten sie sich in der Bucht beim Dorf Boldixum niederlassen. Und so entstand die Stadt Wyk (vermutlich stammt der Name aus dem Dänischen oder Friesischen, denn dort bedeutet Wik oder Viek die „Bucht“).
Die Lage der Bucht war Gold wert, denn von hier aus wurde fortan die Insel Föhr versorgt: Der Walfang florierte, der Handel florierte und 1704 bekam die Stadt Hafengerechtigkeit.
Etwa einhundert Jahre später hatte die Seefahrt wegen des Niedergangs des Walfangs mit einer großen Krise zu kämpfen. Die Leute zogen wegen fehlenden wirtschaftlichen Möglichkeiten weg aufs Festland.
Erst als das Herzogtum das Flair der Insel erkannte und Wyk 1819 zum ersten Seebad der damaligen Herzogtümer Schlesiwg und Holstein wurde, gab es den erhofften Aufschwung, nämlich Tourismus. Es folgten Besuche vom dänischen König. Und auch reiche Besucher aus Hamburg und Umgebung kamen hierher, um sich zu erholen.
Bis 1864 war die Insel Föhr übrigens geteilt: Das Westerland Föhr, unter anderem mit den Dörfern Nieblum, Goting und Dunsum, gehörten zu Dänemark. Wyk und einige andere Dörfer gehörten zum Herzogtum Schleswig. Erst nachdem Dänemark eine kriegerische Auseinandersetzung gegen die Preußen verlor, wurde die Insel vereint. Das gab einen erneuten Aufschwung. In Wyk wurde eine staatliche Kinderheilstätte errichtet und 1910 bekamen die Wyker endlich das Stadtrecht.
1920 gab es die letzte Abstimmung, pro oder contra Deutschland oder Dänemark. Die Föhrer Bevölkerung durfte Abstimmen, zu welchem Land sie gehören wollte. Sie entschied sich mehrheitlich für Deutschland: Nur drei kleine „gallische“ Dörfer (Heddehusum, Goting und Utersum) wollten zurück nach Dänemark, wurden aber überstimmt.
Heute begeistern Angebote für alle Altersklassen und Interessen. Von Ferienspielen, Kinderbetreuung oder Familienabenteuern bis hin zum Entspannungs- und Kururlaub wird alles geboten. Wir stellen euch einige Aktivitäten vor, langweilig wird es hier nie.
Ein bisschen Geschichte bitte ...
So ab und an ist ja an der Nordsee auch schlechtes Wetter – das sogenannte „Schiet Wetter“. Was liegt an solchen Tagen näher als ein Museum zu besuchen? Auf geht es in das Friesenmuseum in Wyk: Namensgeber Dr. Carl Häberlein war ein deutscher Arzt, der den Bau des Museums 1908 initiierte.
Zur Begrüßung schreiten wir durch die Kieferknochen eines Blauwals, siehe Bild und ohne weitere Worte. Wir spazieren über das liebevoll gepflegte Außengelände mit verschiedenen Exponaten, einer Scheune und dem Highlight, das älteste Haus der Insel. Das Haus Olesen ist das älteste, auf Föhr erhaltene Haus. Die in einem Dachbalken eingekerbte Jahreszahl von 1617 weist darauf hin. Das Haus stand in Alkersum und wurde 1927 abgetragen und auf dem Museumsgelände wieder aufgebaut. Es ist authentisch eingerichtet.
Im Hauptgebäude geht es auf zwei Stockwerken um die Entstehung der nordfriesischen Inseln, die Geschichte von Wyk und den anderen Dörfern der Insel und um das harte (Über-)leben zwischen der rauen Nordsee. Regelmäßige Ausstellunge und Veranstaltungen runden das interessante und kurzweilige Angebot ab.
Und zu guter Letzt ist als gloreicher Abschluss der Besuch im Museumscafe Pflicht: Hier gibt es den besten Cappouccino von Föhr, Kuchen der unserem liebsten Heißgetränk in nichts nachsteht und genauso leckere Mittagsgerichte. Man muss kann das Museumcafe übrigens ohne Eintritt besuchen.
Alle Infos und Öffnungszeiten findet ihr hier.
Der Friesenexpress - die etwas andere Inselrundfahrt
Klar wandern einige Besucher einmal rund über die Insel. Natürlich gibt es hier zahlreiche Fahrradverleihe, um die Insel mit der Pedalkraft zu erleben. Was kommt jetzt? Natürlich ein Aber: Aber gemütlicher und weniger zeitraubend ist eine Inselrundefahrt mit dem Friesenexpress.
Die Fahrt dauert etwa zweineinhalb Stunden. Wir sitzen in einem der beiden geschlossenen Anhänger, der zugige Herbstwind bleibt draußen. Über Lautsprecher bekommen wir einen kurzweiligen, unterhaltsamen und sehr witzigen Vortrag über die Insel Föhr, während wir an den jeweiligen markanten Punkten vorbei fahren. Sowohl Inselgeschichte, die nordfriesische Sprache, die Namensgebung der Dörfer oder alte Friesenhäuser aus Zeiten der Walfänger sind nur einige der Inhalte der Tour. Am Deich in Dunsum wird eine kurze Pause eingelegt und herrüber nach Amrum und Sylt geblickt. Start und Ankunft ist am Hafen in Wyk.
So bekommen wir einen lehrreichen Überblick und entdecken neue Ausflugsziele, die wir noch etwas intensiver beleuchten wollen.
Dunsum
Wollt ihr nach Sylt oder Amrum schauen, eine Wattwanderung starten oder einen brillianten Sonnenuntergang erleben? Dann fahrt einmal an das andere Ende der Insel Föhr, und zwar nach Dunsum.
An der Westküste liegen Klein-Dunsum und Groß-Dunsum. Bis 1864 gehörten einige Dörfer im Westen der Insel zum Dänischen Königreich. Erst als Dänemark gegen die Preußen verlor und Schlesien abtreten musste, wurde das „Westerland Föhr“ in Schleswig-Holstein integriert. Dunsum gehörte damals zum „Westerland“.
Bekannt ist vor allem der Deich mit Blick auf Sylt und Amrum mit Treppeneinstieg ins Watt. Von hier aus starten viele Wattwanderungen, rüber nach Amrum oder die Themenwanderungen, von denen ich noch berichten werde. Und da die Sonne bekanntlich im Westen untergeht, ist der Dunsumer Deich ein beliebter Ort bei Sonnenuntergängen.
Nieblum
Im Süden der Insel Föhr erstreckt sich der Strand vom Südstrand Wyk bis zum Friesendorf Nieblum. Bekannt ist dieses Föhrer Dorf für seine alten Kapitänshäuser, den Friesendom und das Goting-Kliff.
Viele Föhrer Kapitäne, die in den Sommermonaten auf holländischen Walfangschiffen im Eismeer unterwegs waren, verbrachten in Nieblum ihre Wintertage im Kreise ihrer Familie. Über altes Kopfsteinpflaster führen die Wege durch die Alleen und Gassen zu den alten Kapitänshäusern, kleinen Souvenirläden, Cafés und einem Park mit Teich. Dieses Gesamtbild sorgt für den speziellen Charme des Dorfes.
Immer wieder hören wir vom „Friesendom“ und hier in Nieblum finden wir ihn: Der „Friesendom“ ist eigentlich die Pfarrkirche St. Johannis, die aber bei den Einheimischen aufgrund ihrer Größe (sie ist die größte Kirche auf Föhr) und Beliebtheit schon immer Dom genannt wurde.
Nieblum ist ein staatlich anerkanntes Seebad und hat einen seichten, etwa sechs Kilometer langen, feinsandigen Strand. Auf ihm laufen wir bei Ebbe weit hinaus. Das bekannte Goting-Kliff ist ebenfalls hier zu finden. Es ist etwa 1,7 Kilometer lang und ist das höchste, steilste Kliff auf Föhr. Früher war es tatsächlich mal eine richtige Abbruchkante, heute ist es nur noch eine durch Wind und Wasser abgerundete Kuppe.
Außerdem gehört der über die Grenzen hinaus bekannte und beliebte Golfplatz mit einer 27-Loch-Anlage im friesischen Stil zur Gemeinde Nieblum.
Back to nature - wenn auch nie wirklich weg
Wir holen euch ab und bringen euch zurück in die Natur: Unser Blog soll euch unterhalten, inspirieren und motivieren, eure Träume und Ziele in den Bereichen Reisen und Naturerlebnisse zu verwirklichen.
Ich weiß, ich weiß, es gibt andere Prioritäten, Verpflichtungen und Abschnitte im Leben, in denen unsere Zeit in der Natur einfach zu kurz kommt. Damit ist nun Schluss: Raus aus deiner Komfortzone und dem Hamsterrad!
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