Steine, Wasser & Wald

Geologisch vielfältig: Das Mittelgebirge Harz besteht hauptsächlich aus Sedimentgestein, Tonschiefer, Grauwacken, Granit und Kalk.

Die Landschaft ist geprägt von steilen Bergketten, flachen Hochmooren und langen, schmalen Tälern.

Im 20. Jahrhundert wurden im Harz 16 Talsperren für Trinkwassergewinnung, Stromerzeugung und Hochwasserschutz gebaut.

Bis knapp 700 Metern Höhe wächst hauptsächlich die Buche, bis 800 Meter Fichte und Bergahorn. Ab 800 Metern bestimmt die Fichte die Wälder. Sie ist allerdings der fatalen Forstwirtschaft zum Opfer gefallen. Ganze Höhenzüge sind nur noch braun anzusehen.

Braunlage - Mitten im Harz

Das Herz des Harz‘ schlägt in Braunlage. Zumindest wenn es nach den Einheimischen geht. Nach unserem ersten Besuch können wir dies mit gutem Gewissen bestätigen und uns gleichzeitig die Frage stellen, warum wir noch nie im Harz waren!!??

Die Stadt Braunlage ist der geografische Mittelpunkt des Gebirges. Rein geografisch gesehen war das schon immer so, politisch allerdings erst nach der Wende. Denn vor 1990 war auch der Harz geteilt, drei Bundesländer (Niedersachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt) stoßen hier zusammen und die Mauer plus Pufferzone gingen hier mittendurch.

Nach 1990 konnte der Mittelpunkt des deutschen Harzes neu bestimmt werden und das ist nun mal die Stadt Braunlage.

Hier in der Gegend finden wir genau das, was wir suchen: Natur, ausgedehnte Waldflächen, Täler und raues Mittelgebirge, Flüsse und Seen. Allerdings muss ich eingestehen, dass hier wirklich ein Touristengebiet ist, wie ich sie vorher in Deutschland kaum gesehen und für möglich gehalten habe. Im Winter Skifahren, im Sommer wandern, Kurorte, Essen und Trinken, Wildparks und alle anderen Freizeitangebote, die ihr euch vorstellen könnt. Also: Wenn ihr um einen Stausee lauft, dann wahrscheinlich niemals ganz alleine. Und an den üblichen Hotspots wie dem Wurmberg oder den begehbaren Höhlen herrscht zu den Ferienzeiten reger Trubel.

Trotzdem muss man in den Harz fahren, denn es ist toll hier. Okay, momentan (2021) sehen wir vor lauter abgestorbenen Fichten kaum grüne Flecken – der üblen menschgemachten Forstwirtschaft sei dank werden hier aktuell die ganzen Ausmaße in negativer Weise sichtbar – aber das machen die Wanderwege durch Mischwälder, um die vielen Seen und Sehenswürdigkeiten der Städte und Dörfer mehr als wett.

Wurmberg - Sprungschanze, Roller und andere Sommerhighlights

Wir parken auf dem Parkplatz Hexenritt in knapp 700 Metern Höhe und wandern gemütlich auf den Wurmberg (970 Meter). Natürlich gibt es hier zahlreiche Alternativen. Wer es anstrengender und länger möchte startet weiter unten oder fügt noch eine Schleife ein, wer schlecht zu Fuß ist fährt mit der Seilbahn.

Oben wird euch einiges geboten: Aussicht hinüber zum Brocken, dem höchsten Berg im Harz und von Norddeutschland und Luftlinie nur knapp fünf Kilometer entfernt. Außerdem Überreste alter Skisprungschanzen, Essen und Trinken, eine zwölf Meter lange Rutsche an der Außenseite vom Wurmbergturm und die Berg-Erlebniswelt für Kids.

Eine riesen Gaudi versprechen die Monsterroller: Umgebaute Roller mit fetten Schlappen, die ihr euch oben an der Station leihen und mit denen ihr die Abfahrt nehmen könnt. Es ist aber anstrengender als es ausschaut, denn das ständige Bremsen und Hockefahren bringt doch einige Laien zum Schwitzen und Stöhnen.

Der Wurmberg ist übrigens der höchste Berg Niedersachsens – der Brocken ist schon in Sachsen-Anhalt. Als Deutschland geteilt wurde, lief die Grenze mitten durch den Harz und auch hier zwischen Wurmberg und Brocken entlang. Auf dem Wurmberg wurde eine Abhörstation errichtet, die nach der Wende dann 1994 gesprengt wurde.

Die Wurmbergseilbahn, welche 1963 eröffnet wurde, führt von Braunlage aus über eine Mittelstationen hinaus bis ganz nach oben. Sie ist ganzjährig geöffnet.

Wo heute der Wurmbergturm steht (die Eröffnung war 2019) stand bis 2014 die Plattform der Skisprungschanze, die in den 1930er Jahren gebaut wurde. Wegen Einsturzgefahr wurde die Schanze abgerissen.

Für die Winterfreunde unter euch stehen sechs Pisten und zusätzlich zur Seilbahn weitere Schlepplifte zur Verfügung.

Beim Abstieg nehmen wir die nordöstliche Strecke zurück zum Hexenritt und laufen einige Kilometer auf dem Grünen Band, welches hier durchführt: Das „Grüne Band“ ist der Verlauf der ehemaligen Grenze von Deutschland und der DDR. Auf 1400 km Länge von der Ostsee bis zur tschechischen Grenze verlief die Mauer. Nach dem Fall der Mauer avancierte das „Grüne Band Deutschland“ zum ersten gesamtdeutschen Naturprojekt und umfasst mittlerweile 150 Naturschutzgebiete. Nicht umsonst sagt man heute „vom Todesstreifen zum lebenden oder grünen Streifen“.

Oderteich - historische Talsperre

Für uns geht heute einmal rund um den Oderteich: Durch Fichtenwälder mit einigen der ältesten Fichten im Harz. Wir folgen Stegen über Moore und Bäche sowie abenteuerlichen Pfaden über Wurzeln und Steine. Rollator, Kinderwagen und ähnliches lasst ihr lieber im Auto am Parkplatz Rehberger Grabenweg.

Apropos Teich, der Oderteich ist schon so groß wie ein richtiger See, nur damit da keine Missverständnisse aufkommen.

Der Rundweg führt etwa zwei Stunden um den See. Im Sommer kann man an zwei ausgewiesenen Stränden baden. Unseren Hund Barney interessiert das wenig und er springt gleich mal an einer verbotenen Stelle ins Wasser.

Die Odertalsperre ist die älteste Talsperre Deutschlands und wurde von 1715 bis 1722 gebaut. Errichtet wurde sie von Bergleuten, die eine konstante Wasserversorgung für ihre Bergwerke und Mühlen benötigten. Heute noch versorgt der Stausee die Wasserkraftwerke in St. Andreasberg.

An der Südseite findet ihr die neue Staumauer und von ganz früher noch die ursprünglichen Granitstelen am ehemaligen Abfluss. Mehr erfahrt ihr auf den Infotafeln, die rund um den See aufgestellt sind.

Der Oderteich ist der größte aller Oberharzer Teiche: das sind knapp 70 kleinere Stauteiche, die teilweise schon im 16 Jahrhundert angelegt wurden.

Am Nordende besticht die weitgehend unberührte Natur mit der zufließenden Oder und kleineren Bächen und Mooren an den Randflächen des Sees.

Bildergalerie Harz