Landschaft
Der Pfälzerwald ist das größte zusammenhängende Waldgebiet Deutschlands. Er geht auf französischem Boden direkt in die nördlichen Vogesen über. Gemeinsam heißt es Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen.
Knapp 3/4 der Fläche ist bewaldetet, hauptsächlich mit Rotbuche, Eiche, Kiefer und Douglasie. Der Boden besteht überwiegend aus Buntsandstein, wie man an den zahlreich vorkommenden Felsformationen am Wegesrand sehen und bestaunen kann.
König Löwenherz in der Pfalz
„Horch, da tönt es leise, leise
aus dem Burgverlies empor,
eine wohlbekannte Weise
klingt an Blondels lauschend Ohr.
Wie ein Freundesruf, ein trauter,
schallt sein eigen Lied ihm zu,
Und sein Ahnen sagt ihm lauter:
Suche treu, so findest du!“, so sang Blondel verzückt und zog sich in den dichten Wald zurück.
Von Burg zu Burg zog der Sänger Blondel im Jahre 1193, um tagsüber bei Hofe und des Nachts vor den Mauern sein Lied zu singen. Immer in der Hoffnung, dass ihm sein König aus dem Kerker oder einem Verlies antworten würde, sollte dieser noch am Leben sein und seinen treuen Freund erhören.
In dieser Nacht war es endlich so weit: Blondels geliebter Freund König Richard Löwenherz von England antwortete ihm aus dem Gefängnis der Burg mit der zweiten Strophe des Liedes.
„Auf Burg Trifels halten sie Löwenherz versteckt, unten im Verlies“, berichtete Blondel den 50 Streitern, die unten versteckt im Dorf auf ihn warteten. Endlich hatten sie ihren König gefunden! In der folgenden Nacht befreiten sie den König mit List und Kampf aus den Klauen des Kaisers der auf Trifels residierte.
So oder so ähnlich – der Geschichte nach soll König Löwenherz dank einer üppigen Lösegeldzahlung frei gekommen sein – hat es sich 1193 auf der damaligen Reichsburg Trifels zugetragen und heute wandeln wir auf diesen Spuren.
Die Trifelsgruppe
Von unserer Unterkunft aus wandern wir in einem halbstündigen Auftaktgalopp zum Wanderparkplatz am Rehbergturm unterhalb des Namengebers „Rehberg“. Wollt ihr die Aussicht vom Rehbergturm aus genießen? Dann los, der Rehberg ist der höchste Berg der Umgebung und die Aussichtsplattform auf knapp 590 Metern sorgt für einen Rundumblick. Bei gutem Wetter blickt ihr über die Rheinebene bis hin zum Odenwald und zum Randgebirge des Schwarzwalds.
Unser erstes Etappenziel ist aber die Ruine der Burg Scharfenberg, die erste der drei Burgruinen der Trifelsgruppe. Nach dem doch anstrengenden Auftakt auf den Rehberg ist der Aufstieg auf den Scharfenberg eher nach dem Motto kurz und knackig und einmal oben auf der Anhöhe angekommen ist die zweite Ruine der Trifelsgruppe keinen Kilometer entfernt.
Die Burgen Scharfenberg und Anebos wurden wohl kurz nach Trifels erbaut. Scharfenberg von den Staufern, Anebos von den Herren Anebos. Die drei Burgen gingen in die Geschichte als die Trifelsgruppe ein und gelten als das Wahrzeichen von Annweiler.
Scharfenberg und Trifels waren eher von „regional“ tätigen Herrschern und Kirchenmännern sowie Ministerialleuten bewohnt, während in Trifels die von „ganz oben“ ihre Geschäfte tätigten.
Während von der Burg Scharfenberg noch Turm, Mauern und hergerichtete Räumlichkeiten zu besichtigen und entdecken sind, ist an der Stelle der Burg Anebos nur noch ein großer, einzelner Sandsteinfelsen übrig geblieben.
Endlich das Ziel: Das Gefängnis von Löwenherz
Acht Kilometer sind wir schon gelaufen, jetzt geht es zu unserem Etappenziel, der berühmten Burg Trifels.
Luftlinie sind das keine großen Entfernungen, aber Burgen sind bekanntlich meistens oben auf dem Berg, so dass wir auch nach Trifels einen kurzen aber knackigen Anstieg zu nehmen haben.
Trifels war die bedeutendste der drei Burgen und hatte zu ihren Glanzzeiten den Status einer Reichsburg. Hier ist so viel passiert, dass es zur Burg Trifels und ihrer Geschichte gleich noch einen eigenen Absatz gibt…
Der Abstieg geht hinunter nach Bindersbach und auf der anderen Seite der Trifelsstraße durch den Wald in Richtung des Rehbergparkplatzes. Ohne die Gipfel des Rehbergs, Scharfenberg und Anebos zu erklimmen – statt dessen bleiben wir auf unterhalb entlang führenden Wanderwegen – haben wir eine Netto-Laufzeit von 2,5 Stunden bei knapp elf Kilometern. Auf Trifels haben wir eine Rast eingelegt. An diesem Tag haben wir leider Pech, außer Nebel ist nichts zu sehen und das Burgtor ist auch noch geschlossen.
Also beachtet unbedingt die Öffnungszeiten!
So, jetzt aber zur Geschichte der Burg Trifels: Sie ist eine der bekanntesten und berühmtesten Burgen in der Pfalz, allerdings nicht wegen ihren originalen Mauern, sondern wegen ihrer Geschichte. Zu Zeiten der Salier und Staufer war sie für knapp zweihundert Jahre Reichsburg, also ca. von 1100 bis 1300. Könige und Adel gingen hier ein und aus, von hier aus wurde regiert.
Und sie galt als uneinnehmbar. Also lagerten auf Burg Trifels wertvolle Reichsschätze und ganz besondere Gefangene wurden ebenfalls hierher gebracht.
Ende des 12. Jahrhunderts war hier der englische König Löwenherz gefangen. Belegt durch schriftliche Aufzeichnungen saß er ein paar Wochen hinter Gittern, der Sage nach noch etwas länger. Es dauerte, bis das fürstliche Lösegeld von 23 Tonnen Silber endlich gesammelt und in die Pfalz gebracht war.
Neben den Geschichten über den berühmten Gefangenen sind die Nachbildungen der Reichskrone, die Heilige Lanze und das Reichsschwert sowie der Reichsmantel die Highlights bei der Besichtigung in den alten Gemäuern. Originale Mauern stehen hier allerdings kaum. Die Burg wurde 1610 vom Blitz getroffen und zerstört. Erst 1841 wurde die Burg wieder aufgebaut, allerdings nicht mehr nach den Originalplänen.