Plötzkau

Weiter an der Saale entlang in Richtung Norden

Unscheinbar und unbekannt – wie die Autobahnausfahrt zum Dorf Plötzkau mit seinen knapp 1100 Einwohnern heute eher nur zum Vorbeifahren benutzt wird war es anscheinend schon immer so: Auch das Schloss Plötzkau mit Fürstentum war um 1611 herum mit 40 Quadratkilometern das kleinste Fürstentum Anhalts.

Die Geschichte der Burg ist jedenfalls schnell erzählt: 1049 wird zum ersten Mal eine Rundburg urkundlich erwähnt. Grafen residieren, Adelslinien sterben aus, die Burg wird zerstört und wieder aufgebaut. So weit, so gut. Ende des 16. Jahrhunderts wird die Burg zu einem prächtigen Schloss aus- und umgebaut, so richtig mit Fürstensaal, Fürstentisch, 70 Gemächern und der Bergfried wurde auf sieben Stockwerke aufgestockt.

Als die Zeit der Fürsten langsam aber sicher zu Ende ging gab es verschiedene Nutzer: Eine japanische Firma zog ein, eine Tabakwarenfabrik fand in den leerstehenden Häusern ein neues Zuhause, später wurde das Schloss zu einer Straf- und Besserungsanstalt umfunktioniert.

Den Plötzkauer Bürgern sei Dank, sie kümmern sich seit den 70er Jahren, gibt es hier heute ein tolles Schloss zu sehen und zu besuchen. Sonntags ist es geöffnet, es finden auch Veranstaltungen statt. Hier gibt es Geschichte und Aktuelles.

Wir waren „nur“ auf Mittagspause unter der Woche hier, kommen aber wieder: Durch den Auwald verlaufen natürliche Wanderwege durch ein Gebiet mit Altarmen der Saale bis hin zum Hauptstrom der Saale. Außerdem ist ein Blick in das Schloss doch sehr verlockend.

Das Bombodrom

Wahnsinn was hier abgegangen sein muss ...

Wir machen einen Stopp in der Kyritz-Ruppiner Heide.

Früher, ja früher war sowieso alles besser, früher war hier Wald. Nach dem 2. Weltkrieg beanspruchten die Russen das Gebiet für sich und zogen mit Militär ein. Der Wald war schon geschädigt, auch Waldbrände taten ihr Übriges und außerdem waren da noch die Reparaturzahlungen nach dem Krieg. Ergo, Bäume hatten kaum noch eine Chance und die Kyritz-Ruppiner Heide war geboren bzw. das Gebiet wurde zum Militärübungsplatz.

Um sich das besser vorzustellen: Außen herum Dörfer mit Bevölkerung und Landwirtschaft und in der Mitte wurde gebombt – und zwar wurden Luftangriffe geübt.

1993 wurde der letzte Übungsangriff vollzogen, anschließend herrschte Stille. Es tauchten Pläne für eine Weiternutzung des Areals durch die Bundeswehr auf, es sollte hier zwischen den Dörfern weiterhin „geübt“ werden und einer der größten Tiefflugübungsplätze Europas entstehen.

Es begann die Zeit der Bürgerinitiative „Freie Heide“. Es kam zu Protestmärschen, zum Teil fanden hier die größten Ostermärsche statt. Der Begriff „Bombodrom“ (so wurde die Heide nun genannt) war geboren. 17 Jahre „kämpfte“ die Bevölkerung gegen eine weitere militärische Nutzung. 2019 kam es endlich dazu, dass die Bürger vor Gericht gewannen. Die Bundeswehr akzeptierte das Urteil und der Bombenabwurfplatz wurde nicht mehr in Betrieb genommen.

Die Heide war endlich frei.

Das gesamte Gebiet ist hochgradig mit Kampfmitteln belastet. Obwohl mittlerweile Tonnen an scharfer Munition unschädlich gemacht wurden, bleibt immer ein Restrisiko für Mensch und Natur. Aber die Natur holte sich alles zurück und 2011 kam die Heinz Sielmann Stiftung mit ins Boot. Die Stiftung übernahm 4000 Hektar und strebt die nachhaltige Sicherung der Heidelandschaft gemeinsam mit der Entwicklung des Naturtourismus, Naturerleben und Umweltbildung an.

Fazit: Ein beeindruckendes Projekt, mit positivem Ende für Natur und Mensch und aussichtsreicher Zukunft.

Sehr informativ und interessant sind die Bilder auf dieser Webseite, die den Verlauf der Jahrhunderte aufzeigen.

Bildergalerie Plötzkau & Bombodrom
Sie haben ihr Ziel erreicht