Unter wilden Tieren

Ab und zu kommt ein Bär vorbei und dann noch die Elche

In der Nähe von Jönshyttan ziehen wir ein und dem Romantiker in mir schlägt das Herz bis zu Hals: Ein Blockhaus mit Veranda, ein paar Schritte zum See, kein Strom. Wunderbar!

„Sie wissen, dass hier Wolfsland ist?“

„Ja, ja.“

„Und ab und zu spaziert dort drüben am Ufer ein Bär vorbei. Also dann, wir sehen uns in zehn Tagen wieder.“

„Äh, ja ja.“

Es war trotzdem schön 🙂 Und ganz ehrlich: Wir haben kein einziges Tier gesehen, weder Räuber noch Fluchttier. Also mussten wir das gefährlichste Tier Schwedens selbst besuchen.

Was ist denn nun das gefährlichste Tier in Schwedens Wildnis?

Wolf? Bär? Vielfraß? Wildschwein oder Kreuzotter?

Nein – der Elch!!!

Der Elch gehört zu Schweden – genauso wie Köttbullar zu Ikea gehört, zumindest aus deutscher Sicht. Allerdings können die Schweden den Hype um die größte Hirschart der Welt nicht verstehen. Viele Touristen kleben den Elch an ihr Auto und setzen (fast) alles daran die Tiere live zu sehen.

Für die Schweden ist der Elch allerdings zu einer echten Plage geworden. Zwischen 300.000 und 400.000 Tiere bewohnen die Wälder, doppelt und dreifach so viele wie noch vor fünf Jahrzehnten. Dabei werden schon etwa 100.000 Elche jedes Jahr geschossen. Eine Elchkuh bringt 1-2 Junge pro Jahr auf die Welt, so dass sich der Bestand je nach Jagd- und Brutsaison in den letzten Jahren zwischen 250.000 und 350.000 Tieren eingependelt hat.

Moose Park - ein Muss, weil höchstinteressant

Warum sind Elche so gefährlich?

Im Frühjahr verjagen die Kühe ihre einjährigen Nachkommen, um sich um den neuen Nachwuchs zu kümmern. Im Spätjahr messen die männlichen Elche ihre Kräfte und jagen voller Testosteron durch die Landschaft. In diesen beiden Jahreszeiten kommt es oft zu Autounfällen – immerhin 5.000 pro Jahr! Und das obwohl es wirklich keinen Verkehrsstress auf den weitläufigen Landstraßen Schwedens gibt. An die Geschwindigkeitsschilder halten sich die Schweden und ein Blick mehr auf den Wald- und Straßenrand lohnt sich in diesen Zeiten immer. Denn während bei uns dazu geraten wird, bei einem bevorstehenden Zusammenstoß mit einem Wildtier in die Eisen zu steigen und das Reh oder Wildschwein mit unserem 1400 kg-Auto eher zu rammen als auszuweichen, sollte man einem Elch ausweichen: Zwischen 600 kg und 700 kg bringt ein ausgewachsener Elch auf die Waage, eine Elchkuh immerhin bis zu 400 kg. Zum Vergleich: ein Reh wiegt gerade mal 40 kg.

Die Elchplage und die Unfallgefahr bringen noch mehr Ruhe auf die Straßen. Es ist echt gemütlich in Schweden und auch in Dänemark Auto zu fahren. Das fällt erst so richtig auf dem Rückweg auf, wenn kaum über der Grenze und noch nicht mal auf Höhe Flensburg schon der erste Deutsche mit Lichthupe im Kofferraum hängt – das erste sichere Anzeichen dafür, dass der Urlaub vorbei ist.

Aber zurück zu den Elchen. Ich versuche den O-Ton aus dem Elchpark wiederzugeben:

Noch gefährlicher als ein testosterongesteuerter Elchbulle, weil angriffslustiger, ist die Elchmutter. Ganze Wolfsrudel und Bären machen einen großen Bogen um neugeborene Elche und lassen eine vermeintlich einfache Beute lieber links liegen. Denn niemand, wirklich niemand, legt sich mit einer 400kg-Elchkuh an, die ihre Jungen verteidigt. Was Wolf und Bär wissen und tunlichst meiden, ist bei vielen Touristen noch nicht angekommen. Immer wieder kommt es zu Vorfällen, bei denen Menschen von Elchen angegriffen werden.

Aber Schuld ist nicht das Tier: Touristen steigen aus dem sicheren Auto aus und gehen auf das Tier zu, um ein perfektes Foto zu schießen. Spätestens wenn der Elch nicht abhaut sollte aber klar sein, dass es sich um eine Mutter handelt und Junge in der Nähe sind. Die Elchfarbe tarnt die Tiere perfekt. Mit Menschenaugen kann man die Tiere wenn sie im Moor oder am Waldrand liegen nicht erkennen.

Perfekte Tarnung: Ich suche heute noch die Stelle im Elchpark(!), an der angeblich ein großer Elch liegen sollte. Ich glaube 90% unserer Gruppe hat irgendwann gesagt „Ach ja, ich sehe ihn“, einfach nur um unseren Leiter zufrieden zu stellen und weitergehen zu können. 🙂

Wenn dann die „Sicherheitsgrenze“ zu den für uns unsichtbaren jungen Elchen übertreten wird (um ein Foto zu schießen) greift die Mutter an – und dann heißt es „Lauf Forrest, lauf“!

Eine Elchkuh in der Wildnis habe ich gesehen, als ich nach einer Fotoabendsession durch den Wald in Richtung Unterkunft gefahren bin. Natürlich hatte ich in diesem Moment noch das Weitwinkelobjektiv drauf 🙂 Die Chancen stehen in den frühen Morgenstunden und Abendstunden besonders gut diese mächtigen Tiere zu sehen. Wie gesagt, mit Sicherheitsabstand und Fernglas ist das auch kein Problem. Einen Besuch im Moose-Park kann ich trotzdem nur empfehlen. Auf einer kurzweiligen Tour kann man die Tiere aus nächster Nähe sehen und füttern. Die Führung ist auf Englisch, aber gut verständlich auch bei eher geringen Englischkenntnissen, unterhaltsam und sehr informativ.

Bildergalerie "survival cottage" & Elchpark
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